Die Veränderung des Bewusstseins durch schamanisches Trommeln

Mo Melinda Maxifeld (1940-2014) war über 20 Jahre eine sehr nahe Freundin und Unterstützerin der TaKeTiNa Rhythmus Arbeit, in den Jahren meiner weltweiten Zusammenarbeit in Worshops und Ausbildungen mit meinem Exmann und Begründer dieser Arbeit, Reinhard Flatischler. 

Mo hat uns mit dem schamanischen Trommeln – dem Theta Trommeln – vertraut gemacht. Wir haben in den Jahren, in der sie die Studie darüber machte, gemeinsam viele Sessions erlebt. Wir hatten tiefen Austausch über unser Wissen von der „Urkraft – Rhythmus“ und ihrer grossen Wirkkraft auf den Menschen, bzw. alle lebenden Organismen. 

Das Theta Trommeln wurde zum fixen Bestandteil unserer weltweiten Workshops und Ausbildungen. Immer wieder konnten wir die „Wunder“ bestaunen, die dieses „einfache“ Trommeln auf das Bewusstsein und die Physis des Menschen haben kann.

Daher ist in meiner Arbeit als Coach und Heilerin, das Theta Trommeln zu einem von mir noch weiter entwickelten Heil-Ritual geworden.

Hier der Artikel zur Forschung, geschrieben von Melinda Mo Maxfield, die als Erste mit dieser Forschung über das schamanische Theta-Trommeln begonnen hat:

Im Herbst 1986 machte ich meine ersten Erfahrungen mit schamanischen ”Trommelreisen” in Sibirien. Dabei begegnete ich lebendigen inneren Bildern, in denen die klassischen schamanischen und archetypischen Themen enthalten waren. Ich war fasziniert und spürte, dass ich dabei in einen erweiterten Bewusstseinszustand kam, der ähnlich, aber doch anderes als Meditation war. 

Michael Harner (US, Antropologe), ein Wegbereiter des Schamanismus im Westen, berichtet, dass ein monotoner Trommelpuls von ungefähr viereinhalb Schlägen pro Sekunde der grundlegende Rhythmus für eine schamanische Reise ist. Schamanen unterschiedlicher Kulturkreise bestätigen, dass sie in vielen Zeremonien einen monotonen pulsierenden Trommelrhythmus von ungefähr viereinhalb Schlägen pro Sekunde spielen, um in einen Zustand erweiterten Bewusstseins zu gelangen. Diesem Trommeln bin auch ich in Sibirien begegnet.

Drei Jahre nach dieser Erfahrung und meiner Freundschaft mit Michael Harner begann ich meine Forschungsarbeit mit Hilfe der Biofeedback Technologie der „Mind Center Corporation“ in Palo Alto, Kalifornien. 

Das System der ”Mind Center Corporation”, in der ich meine Forschung durchgeführt habe, besteht aus vier beschallbaren Räumen, in denen Licht- und Schalleinwirkung von aussen völlig abgeschirmt sind. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit sich hinzulegen, so wie dies in traditonellen schamanischen Reisen der Fall ist. In jedem Raum stand ein Tonsystem zur Beschallung und aus jedem dieser Räume wurden die Theta-, Alpha- und Beta-Gehirnstromaktivitäten der Teilnehmer auf einen Monitor in den Versuchsraum gespielt. Von den Kopf-Haut-Elektroden, die an vier verschiedenen Punkten angebracht waren, wurden bipolare Kanäle (links und rechts) abgenommen und aufgezeichnet. 

Zwölf Teilnehmer  wurden für den Versuch in zwei Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe wurde an drei unterschiedlichen Tagen in drei Sitzungen untersucht. Dies gab 36 individuelle Untersuchungen. Jede Gruppe bekam drei unterschiedliche Trommelrhythmen zu hören, die vorher auf Tonband aufgenommen wurden:

    •  a. Schamanisches Trommeln: Theta Trommeln von ca. 4,5 HZ (Schlägen pro Sekunde) – der Rhythmus einer  traditonellen schamanischen Reise.

    •  c. Freies improvisiertes Trommeln: Trommeln bei dem es keine länger andauernde Grundpulsation gibt.

Die Teilnehmer wurden gebeten sich zu entspannen, der Musik zuzuhören und körperlich möglichst ruhig zu liegen, da jede kleine Bewegung künstliche Störungen in den Elektroden (sogenannte Artifekte) erzeugt, die die Gehirnströme überlagern.

Kein Teilnehmer hatte irgendeine Information über inner Bilder oder eine schamanische Reise bekommen und für alle Teilnehmer waren schamanische Trommelreisen neu.

Um die Ergebnisse der Forschung zu verstehen, ist es notwendig, einige Grundlagen über das Elektroenzephalogram (EEG) und die verschiedenen Arten der Gehirnströme zu kennen. Das EEG ist ein Messgerät, welches Gehirnströme messen und visuell aufzeichnen, bzw. akustisch wiedergeben kann. EEG-Wellen unterscheiden sich je nachdem, wie oft sich eine Welle innerhalb einer Sekunde ereignet, aber auch nach der Ausschlaggrösse (Amplitude) der Wellen.

DELTA (4 Hertz und tiefer): Diese Gehirnwellen sind verbunden mit tiefem Schlaf oder Bewusstlosigkeit.

THETA (4 Hertz bis 8 Hertz): Diese Wellen entstehen im Bereich zwischen Wachsein und Schlafen, ein Zustand der Tiefenentspannung. Theta-Wellen sind auch verbunden mit Träumen und traumähnlichen inneren Bildern. Für die meisten Menschen ohne langjährige Meditationserfahrung ist es schwer, in Thetaphasen das Wachbewusstsein zu bewahren und sie schlafen ein. Dieser Schlaf ist jedoch davon gekennzeichnet, dass sich die Menschen nach kurzer Zeit sehr erholt und zufrieden genährt fühlen.

ALPHA (8 Hertz bis 13 Hertz): ist verbunden mit Zuständen von Entspannung und allgemeinem Wohlsein. Alphawellen entstehen im allgemeinen in den Gehirnregionen des Hinterkopfs, wenn die Augen geschlossen sind. Das Bewusstsein ist wach, kann jedoch unfokussiert oder auf die Innenschau gerichtet sein.

BETHA (13 bis 38 Hertz): ist verbunden mit der aktiven Aufmerksamkeit und einem Fokussieren auf die Umgebung, wie dies bei Aktivitäten im Alltag der Fall ist. Betawellen entstehen auch in Zuständen von Anspannung, Ängstlichkeit und Furcht. 

GAMMA (38 bis 70 Herz): Wird selten gemessen – sehr hoher Bewusstseinszustand.


Die Forschungsergebnisse:

Während im schamanischen Trommeln der Thetabereich drastisch zunimmt, stieg beim rhythmisch freien Trommeln der Betabereich.

a) Neurophysiologische Effekte

Die Forschungsergebnisse unterstützen die Hypothese, dass der Gebrauch der Trommel bei Urvölkern in Ritualen und Zeremonien einen spezifischen neurophysiologischen Effekt hat. Dieser ist mit vorübergehender Veränderung der Gehirnströme verbunden und ermöglicht den Zutritt zu erweiterten Bewusstseinszuständen, sowie Tiefenentspannung.  

Die Frequenz des Trommelrhythmus, welche die Thetawellen am deutlichsten aktiviert, ist 4,5 HZ– die typische Frequenz des schamanischen Trommeln. 

Aus einer subjektiven Befragung der Teilnehmer ging ausserdem hervor, dass das schamanische Trommeln innere Bilder und Vorstellungen mit zeremoniellen oder rituellen Inhalten induziert, selbst wenn das Trommeln, wie hier im Labor, aus dem kulturellen oder rituellen Rahmen genommen wird. 

Das freie Trommeln hingegen brachte keine messbaren Bewusstseinsveränderungen. Erzeugte jedoch ein erhöhtes Beta, was eher in einen „gestressten“ Zustand weist.

Aus einer subjektiven Befragung der Teilnehmer ging ausserdem hervor, dass das schamanische Trommeln innere Bilder und Vorstellungen mit zeremoniellen oder rituellen Inhalten induziert, selbst wenn das Trommeln, wie hier im Labor, aus dem kulturellen oder rituellen Rahmen genommen wird. 

Alle zwölf Versuchspersonen  hatten visuelle und/oder körperliche Empfindungen. Für acht Versuchspersonen waren diese inneren Bilder sehr lebendig. Falls das Trommeln mindesten 13 bis 20 Minuten andauerte, stimmte die Frequenz des Trommelrhythmus direkt mit den entsprechenden Gehirnwellenmuster überein. In vielen Fällen erfolgt eine erste Veränderung der Theta und Alpha-Wellenbereiche ab der 9. Minute.

Die Forschungsergebnisse und die subjektiven Berichte der Teilnehmer stimmen auch überein, dass die meisten Teilnehmer  ca. 13 bis 15. Minuten brauchten, um den Effekt des Trommelns zu spüren. Nach dieser Zeitspanne erfolgt eine weitere Aktivierung der Alpha- und Thetawellen.

Seit durch Forschung bekannt wurde, dass diese Art des Trommelns die Thetawellen im menschlichen Gehirn stark simuliert, wird dieses Trommeln auch ”Theat-Trommeln” genannt. Bis zum heutigen Tage gab es nur wenig Forschung über die physiologischen und neurophysiologischen Wirkungen von Trommeln. 

Jeanne Achternberg (Ph.D.in General Experimental Psychology) beschreibt die physiologischen Voraussetzungen, die eine Verbindung von Klang und erweiterten Bewusstseinszuständen ermöglichen, folgendermassen:

„Die Gehörnerven gehen direkt in das netzartige Aktivierungssystem (RAS – reticula activating system) des Gehirns. Das RAS ist ein massives Netz von Nerven, das die Koordinaten von Sinneseindruck und Bewegungstonus ermöglicht. RAS weckt die Grosshirnrinde für die eingehende Information auf. Klang, der über diesen Weg weitergeleitet wird, ist in der Lage, das gesamte Gehirn zu aktivieren. Intensiver, sich wiederholender ”Beschuss” von Nerven in den Gehörbahnen, der sich von dort ausgehend in die Grosshirnrinde fortsetzt, wie dies beim schamanischen Trommeln erfolgt, kann das kognitive Bewusstsein überlagern.  Sinneseindrücke aus der ”gewöhnlichen Realität”, ja sogar Schmerz, können so ausgefiltert werden. Unser Bewusstsein ist dann frei, neue Gebiete der Wahrnehmung zu erforschen.“

Physiologische Reaktionen 

Die meiste frühe wissenschaftliche Forschung über Stimulation des Gehörs wurde mit Hilfe von Klicken und einzelnen Tönen durchgeführt. Erst der Psychologe Andrew Neher, welcher sich mit transzendenten Bewusstseinszuständen beschäftigt hat, hat die Trommel in seine Tests einbezogen. Neher vermutete, dass der Klang einer Trommel einzigartige physiologische Reaktionen hervorruft und führt dafür allem zwei Gründe an:

1. Jeder einzelne Ton, der auf einer Trommel gespielt wird, hat viele unterschiedliche Frequenzen (Obertöne). Beim Trommeln werden also verschiedene Klangfrequenzen vom Nervensystem in das Gehirn weitergeleitet und erreichen dort einen grösseren Bereich unseres Gehirns als ein einzelner Ton oder ein Klicken.

2. In den Klängen vieler Trommeln sind vorwiegend tiefe Frequenzen enthalten. Die Rezeptoren des Ohrs, welche für diese tieferen Frequenzen verantwortlich sind, sind robuster als die sensiblen Rezeptoren, welche die höheren Frequenzen verarbeiten. Diese Tieffrequenz–Rezeptoren können einen höheren Schalldruck verkraften und weiterleiten, daher können wir vermutlich mit einer Trommel mehr Energie zu unserem Gehirn ”schicken” als mit einzelnen Tönen oder Klick-Pulsation.